die Geschichte dahinter

Meine letzte Rennsaison war die von 1999.
Das Jahr begann mit einem neuen Rad, wir hatten uns 5 Funworks DS Rahmen bestellt und sie mit den Teilen aufgebaut, die jeder so hatte. Bis auf die Farbe und die Rahmenform hatten wir „Bike Street Boy’s“ nicht viel gemeinsam am Rad. Mittlerweile hatte die Hälfte von uns Führerscheine und wir konnten unser flaches Land verlassen.
In den Zeitschriften lasen wir von Bikeparks, also eigentlich nur von Todtnau (zu doll DH) und dem grade öffnenden Geisskopf. Der hatte eine Dualslalom Strecke. Und es gab die Porsche Pro Open im Münchner Olympia Park – unser Ziel war: Trainingslager am Geisskopf(BMW Bikepark) und dann das Rennen in München.
In Willingen waren wir auch, da reichte allein unsere Herkunft für Gespräche. „Wie trainiert Ihr?“, „Wie ist das für Euch hier?“ oder „Kennt Ihr Lifte?“ Ich fand es gut, endlich konnten Profis mal meine Bomber Z2 warten. In Mecklenburg gab es vielleicht 10 Bomber Federgabeln zu der Zeit und keinen der sie wirklich von innen kannte.
Die Geisskopf – München Tour begann mit einer langen Autofahrt und nur einem Tape: „The Very Best Of Lionel Richie“. Ab Leipzig kannten wir alle, wirklich alle Texte. Irgendeiner kam zu 3x 20l Diesel, die in meinem Auto transportiert wurden. So richtig dicht sind solche Blechkanister ja nie, somit waren wir irgendwie high.
Am Geisskopf konnte man damals schon zelten, wir hatten das auch vor. Damit dass so richtig Renn-Team–mäßig aussieht, haben wir in einem Pavillon geschlafen. Leider sind 3 Seitenteile nicht ausreichend und bis nach unten auf den Boden reichen sie auch nicht.
Der erste Tag im Bikepark. Wow.

Das einzige Bild von mir aus der Zeit




Das war also unser Sport, jetzt war klar warum Scheibenbremsen, rund 7cm Federweg, Protektoren und Helme. Benutzt haben wir diese Sachen vorher auch – jetzt brauchten wir sie. Die DS Strecke war unser Ding - wie zu Hause - nur länger und dynamischer. Die anderen Strecken testeten wir auch. Ob der Flow-Country damals schon so hieß, weiß ich nicht mehr. Aber die „lange Brechsandstrecke mit Sprüngen“ war einfach der Knaller. Beim Downhill haben wir unsere Grenzen kennengelernt. 5-7cm Federweg und V-Brakes waren zu wenig.
Nach 2h konnten 2 von 6 Leuten noch fahren, die anderen waren im Krankenhaus oder guckten ihre gebrochenen Federgabeln und Kurbeln an.
Die Kettenführung bestand aus einem Alu-Blech und 2 Inliner-Rollen #DIY








Ich ging später zum Trainieren über.
Eigentlich waren wir alleine dort, am Nachmittag kam ein Typ mit einem VW T4 und einer großen Nase. Er fuhr mir auf der DS Strecke ständig weg. Später quatschten wir über Bikes. Er hieß Oliver. Oliver Grossmann.

Damals waren Foto-Kameras noch analog, Filmkameras riesig. Daher gibt es nicht viele Bilder..

In München hat man uns dann nicht so erwartet wie wir es wünschten. Uns wurde gleich mal die Einfahrt in den Olympia Park verwehrt. Da man an den Schranken jedoch rausfahren konnte, legten wir kurzer Hand einen Bauzaun auf die Schleife - schon waren wir drin.
(Große Lücke.)
Ich hatte mich qualifiziert. 1. Runde. Ein Typ in meinem Alter. Er hatte ein optisch stimmigeres Bike als ich. Das half ihm nicht.. Viertelfinale. Neben mir ein 40-jähriger in Radler-Neon-Klamotten mit Lenker-Hörnchen. Es war damals genau so absurd wie heute.
Ich entschied mich für die Linie mit dem Sprung, schließlich stand ein Kamerateam daneben.  Ich führte, sprang und landete ohne Rad. Nach gefühlten 100m bergab auf dem Bauch stand ich auf und guckte ich in das noch schlanke Gesicht von Nils Bokelberg, zwischen uns ein DSF Mikro. Na Danke!

Ich kümmerte mich den Rest des Jahres mehr um meine Ausbildung, Autos und Party's. Das blieb dann auch erst einmal so.

Nun 14 Jahre später mit einem väterlichem Fitness-Drang habe ich mir einen Freerider gekauft und das alte DS Rad per eBay für 51€ verscherbelt.
Gekauft hat es Randy aus Marzahn. Ich habe gehofft, dass ich jetzt aktiv den Nachwuchs fördere. Dann kam Randy, er war älter als ich und überraschte mich eigentlich wenig, er sah wirklich aus wie Randy aus Marzahn. Ein Jahr später fragte ich ihn noch mal per SMS ob er mein Rad noch hätte. "Ja, is grad beim Lackierer.." kam zurück. Ok, der hat also Spaß damit.
Mein Bruder war einer von den 5 Typen der damals so ein Rad geordert hat, er gab mir jetzt die Reste seines Rades. Bin gespannt was da noch dran ist..

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